Information zur prophylaktischen Bestrahlung bei einer hyperplastischen Fibromatose: Morbus Dupuytren, Morbus Ledderhose, Induratio penis plastica (IPP), Keloid der Haut
Ursachen der hyperplastischen Fibromatosen
Der Morbus Dupuytren gehört zusammen mit dem Morbus Ledderhose, der Induratio penis plastica und dem Keloid der Haut zum sogenannten Formenkreis der hyperproliferativen Fibromatosen. Die genaue Ursache konnte bisher noch nicht geklärt werden. Es scheint jedoch eine genetische Veranlagung eine Rolle zu spielen. Auch Entzündungen, kleine Traumata und Ereignisse, verbunden mit einer Sauerstoffunterversorgung im Gewebe, werden mit der Erkrankung in Verbindung gebracht. Nikotingenuss, Diabetes mellitus sowie Medikamente (Betablocker) sind möglicherweise fördernde Faktoren.
Definition / Symptome / Besonderheiten
Morbus Dupuytren
Der Morbus Dupuytren (umschriebene bindegewebige Verhärtungen in der Handfläche mit Verkrümmung der Finger) gehört, neben dem M. Ledderhose, zu den häufigsten Erkrankungsformen der hyperplastischen Fibromatosen. Die Knoten der Strangbildung der Hände können zu schmerzhaften Sehnenentzündungen und zu Krümmung der Fingergelenke führen. Vielfach ist diese Erkrankung mit der Induratio penis plastica (s. unten) vergesellschaftet.
Morbus Ledderhose
Der Morbus Ledderhose (umschriebene bindegewebige Verhärtungen der Fußsohle) gehört, neben dem
M. Dupuytren, zu den häufigsten Erkrankungsformen der hyperplastischen Fibromatosen. Die Knoten der Fußsohle können zu Schmerzen beim Laufen. Vielfach ist diese Erkrankung mit der Induratio penis plastica
(s. unten) vergesellschaftet.
Induratio penis plastica, Morbus Peyronie, Penisverkrümmung
Die Induratio penis plastica (IPP) ist eine gutartige Erkrankung des Penis. Durch entzündlich bedingte bindegewebige Veränderungen können sich umschriebene Verhärtungen bzw. Einziehungen im Bereich der Schwellkörper bilden. Die IPP schreitet nach Auftreten der ersten Verhärtungen über Jahre fort und führt z.T. zu erheblichen Deviationen und Verkürzungen des erigierten Penis. Die Erektion ist oft auch mit Schmerzen verbunden. Der Geschlechtsverkehr ist im Endstadium bei einem massiven Befall nicht mehr möglich. Je nach Studie liegen diese Störungen zwischen 20 – 40 %. Im Spätstadium sind Verkalkungen und Narben nachweisbar. Die frühzeitige Therapie ist wichtig, weil am aussichtsreichsten. Langes zuwarten bringt nichts. Hinsichtlich der Therapie gibt es ergänzend zur Strahlentherapie im Frühstadium verschiedene medikamentöse Therapieansätze. Insgesamt ist die Wirkung medikamentöser Therapien zwar in Studien z.T. nachgewiesen, jedoch deren tatsächlicher Nutzen im klinischen Alltag fraglich. Die Röntgenbestrahlung des Penis ist, da nur niedrige oder mittlere Dosen angewendet werden, weitestgehend nebenwirkungsfrei. Insbesondere sind in der Literatur keine negativen Auswirkungen auf die Erektionsfähigkeit beschrieben.
Im Spätstadium der IPP, insbesondere bei umschriebenen Kalkablagerungen, ist die Strahlentherapie im Sinne einer Schmerztherapie indiziert. Erreicht wird dabei eine ausgeprägte Besserung der Schmerzsymptomatik (50% – 90 % der Patienten). Eine relevante Besserung der einschränkenden Peniskrümmung ist nicht zu erwarten. Hier hilft oft nur noch ein operatives Vorgehen, eingeschränkt auch die Stoßwellentherapie.
Keloid der Haut
Jede Verletzung der Haut führt zu einer Narbenbildung, die mehr oder weniger ausgeprägt ist. Insbesondere bei Narben, die unter mechanischer Belastung stehen, z.B. Spannung oder Belastung durch ständige Bewegung in der Nähe von Gelenken, neigen zu einer ausgeprägten Narbenbildung. Man spricht hier von sogenannten hypertrophischen Narben. Davon klar abzugrenzen sind die sogenannten Keloide, die über die ursprünglichen Narbengrenzen hinaus wuchern. Keloide unterscheiden sich v.a. molekularbiologisch von hypertrophen Narben, während eine histologische Unterscheidung schwierig sein kann. Bei Keloiden spielt auch eine genetische Komponente eine Rolle.
Interdisziplinäre Therapie
Die frühe Diagnosestellung einer dieser Erkrankungen durch Ihren Orthopäden, Handchirurgen, Urologen oder Dermatologen, ist wichtig für eine erfolgversprechende Behandlung. Die Behandlung hat interdisziplinär zu erfolgen. Die niedrig- bis mittel-dosierte Strahlentherapie ist bei allen vier Krankheitsbildern im Frühstadium am effektivsten.
Wirkungsweise der Strahlentherapie
Generelle strahlenbiologische Wirkung
Ionisierende Strahlung in adäquater Dosis führt zu einer Homöostase (Gleichgewicht) physiologischer Reparaturmechanismen im Bindegewebe nach Mikroverletzungen und unterdrückt exzessives Zellwachstum. Dies wird u.a. durch folgende Mechanismen erreicht:
- Antiproilferative Wirkung durch Verzögerung, bzw. Hemmung der Zellteilung
- Antiinflammatorische Wirkung über die Regulation der Zelldifferenzierung, Zellmembranstabilisierung und über die Regulation der Lymphozyten-Apoptosis
- Abdichtung der Kapillaren durch Modulation der ICAM-3 Produktion der Leukozyten und Regulation der Produktion der Oligonukleotide (NF-kB).
Morbus Dupuytren
Die niedrig- bis mittel-dosierte Röntgenbestrahlung der Handfläche ist in mittleren Strahlendosen ohne langfristige Nebenwirkungen. Die Therapie kann zu einer Knotenaufweichung bis hin zu einem Verschwinden der Knoten, insbesondere bei früher Behandlung, führen. Sehnenscheidenentzündungen können zurückgehen. Eine Schmerzlinderung ist auch in vielen Fällen denkbar. Ziel einer Strahlentherapie ist die Symptomatik der Erkrankung zu verringern oder zu beseitigen und das Fortschreiten zu verlangsamen, Operationen können dadurch verzögert oder gar umgangen werden. Es werden die vom Arzt markierten Areale bestrahlt. Die Bestrahlung wird mit einem hochmodernen Gerät durchgeführt, wobei Sicherheit und höchste Präzision im Vordergrund stehen. Der Zeitaufwand für eine Bestrahlungsbehandlung beträgt ca. 15 – 20 Minuten, wobei die eigentliche Bestrahlung nur ca. 4 Minuten dauert.
Morbus Ledderhose
Die niedrig- bis mittel-dosierte Röntgenbestrahlung der Fußfläche ist in mittleren Strahlendosen ohne langfristige Nebenwirkungen. Die Therapie kann zu einer Knotenaufweichung bis hin zu einem Verschwinden der Knoten, insbesondere bei früher Behandlung, führen. Sehnenscheidenentzündungen können zurückgehen.
Eine Schmerzlinderung ist auch in vielen Fällen denkbar. Ziel einer Strahlentherapie ist die Symptomatik der Erkrankung zu verringern oder zu beseitigen und das Fortschreiten zu verlangsamen, Operationen können dadurch verzögert oder gar umgangen werden. Es werden die vom Arzt markierten Areale bestrahlt. Die Bestrahlung wird mit einem hochmodernen Gerät durchgeführt, wobei Sicherheit und höchste Präzision im Vordergrund stehen. Der Zeitaufwand für eine Bestrahlungsbehandlung beträgt ca. 15 – 20 Minuten, wobei die eigentliche Bestrahlung nur ca. 4 Minuten dauert.
Induratio penis plastica
Die Röntgenbestrahlung des Penis ist auch im Frühstadium weitestgehend nebenwirkungsfrei, da nur niedrige oder mittlere Dosen angewendet werden. Insbesondere sind in der Literatur keine negativen Auswirkungen auf die Erektionsfähigkeit beschrieben. Die Strahlentherapie erfolgt unter Schonung der gesunden Organe, z.B. unter Schonung der Hoden bei der Bestrahlung des Penis. Im Spätstadium der IPP, insbesondere bei umschriebenen Kalkablagerungen, ist die Strahlentherapie im Sinne einer Schmerztherapie indiziert. Eine relevante Besserung der einschränkenden Peniskrümmung ist nicht zu erwarten. Hier hilft oft nur noch ein operatives Vorgehen, eingeschränkt auch die Stoßwellentherapie.
Keloid der Haut
Die niedrig- bis mitteldosierte Keloidbestrahlung wird nach der operativen Entfernung des Narbengewebes durchgeführt. Die Strahlentherapie des operierten Areals sollte innerhalb von 24 Stunden nach der operativen Entfernung des Narbengewebes beginnen. Der reibungslose Ablauf der postoperativen Bestrahlung wird durch eine gemeinsame Planung vor der Operation zwischen Ihrem zuweisenden Arzt und dem Zentrum für Radio-Strahlentherapie abgestimmt.
Behandlungsdauer und Strahlendosis
Die notwendige Anzahl an Fraktionen (Bestrahlungssitzungen) und die Strahlendosis finden Sie im Aufklärungsbogen Fibromatosen.
Mögliche Folgen der Therapie und Nebenwirkungen
Die Behandlung wird ambulant durchgeführt. Ihre Verkehrstüchtigkeit ist durch die alleinige Strahlentherapie nicht beeinträchtigt. Sie können während und nach der Therapie Ihrem Alltag wie gewohnt nachgehen. Falls Sie Beruhigungs- oder Schmerzmittel einnehmen, die Ihre Verkehrstüchtigkeit einschränken, dürfen Sie nicht am Straßenverkehr teilnehmen, insbesondere kein Fahrzeug führen, keine schwierigen Maschinen bedienen.
Äußerst selten ist evtl. eine Hautnekrose, eine geringe Fibrosierung, eine erhöhte Pigmentierung oder Depigmentierung der Haut als Nebenwirkung zu erwähnen.
Das Risiko der Entstehung einer Tumorerkrankung durch eine niedrig- bis mitteldosierte Strahlenbehandlung erläutern wir Ihnen gerne näher. In Zahlen zusammengefasst, hat jedes Individuum ein Lebenszeit-Krebsrisiko von etwa 25 %. Durch die Bestrahlung nimmt dieses Risiko rechnerisch auf 25,1 % zu.
Falls Sie einen Herzschrittmacher tragen, bitten wir Sie uns darüber zu informieren. Ihr Arzt wird gegebenenfalls weitere Vorgehensweisen einleiten.
Spezifische Verhaltensmaßnahmen während und nach der Bestrahlung
Morbus Dupuytren
Vermeiden Sie schwere körperliche Arbeit mit Ihren Händen in den ersten 8 Wochen nach der Bestrahlung.
Morbus Ledderhose
Vermeiden Sie lange Spaziergänge oder sportliche Fähigkeiten, ihre Füße belasten, in den ersten 8 Wochen nach der Bestrahlung
Induratio penis plastica
Während und für 4 Wochen nach Abschluss des Bestrahlungszyklus der IPP empfehlen wir eine sexuelle Enthaltsamkeit.
Keloid der Haut
Vermeiden Sie eine Sonnenexposition des bestrahlten Gebietes oder verwenden Sie eine Sonnenschutzcreme mit Lichtschutzfaktor 30 – 50 in den ersten 8 Wochen nach der Bestrahlung. Etwa 4 Wochen nach Abschluss der Behandlung empfehlen wir ein Nachsorgegespräch mit dem behandelnden Arzt um den Behandlungserfolg der Therapie zu beurteilen. Hierbei werden die weiteren Vorgehensweisen besprochen.
Erfolgsaussichten
Morbus Dupuytren
Im Frühstadium sind die Ergebnisse einer Strahlenbehandlung besser als eine Strahlentherapie in den Spätstadien. Hierbei ist eine Verlangsamung bzw. ein Stillstand des Knotenwachstums mit einer Wahrscheinlichkeit zwischen 60 – 80 %, bezogen auf einen Zeitraum von 3 – 10 Jahren, zu erwarten. In Einzelfällen kommt es zu einer kompletten Rückbildung.
Morbus Ledderhose
Im Frühstadium sind die Ergebnisse einer Strahlenbehandlung besser als eine Strahlentherapie in den Spätstadien. Hierbei ist eine Verlangsamung bzw. ein Stillstand des Knotenwachstums mit einer Wahrscheinlichkeit zwischen 60 – 80 %, bezogen auf einen Zeitraum von 3 – 10 Jahren, zu erwarten. In Einzelfällen kommt es zu einer kompletten Rückbildung.
Induratio penis plastica
In ca. 10 – 15 % kommt es in der Frühphase zu spontanen Remissionen. Ohne Therapie schreitet die Erkrankung über 1 – 5 Jahre langsam fort bis sie „ausgebrannt“ ist. Eine Schmerzreduktion bei der Erektion ist in ca. 50 – 80 % der Fälle zu erwarten. Ein Rückgang der Plaques in ca. 20 % der Fälle. Verbesserung der Penisverformung bei 30 – 40 % der Patienten. In der Literatur wird beschrieben, dass das Entstehen von neuen Plaqueformationen deutlich reduziert ist. Eine Verbesserung der Sexualfunktion durch Schmerzreduktion liegt zwischen 30 – 60 %.
Keloid der Haut
Das Wiederauftreten des Keloids nach einer postoperativen Bestrahlung liegt etwa bei 25 % – 36 %, verglichen mit 63 – 74 % ohne Bestrahlung nach einer operativen Entfernung.