Strahlentherapie beim malignen und beim Lentigo maligna Melanom
HÄUFIGKEIT (INZIDENZ)
Der schwarze Hautkrebs (malignes Melanom) kann überall am Körper auftreten und tritt am häufigsten bei Patienten auf, die in der Regel ca. 55 – 65 Jahre alt sind. Die Anzahl der Neuerkrankungen wird in Deutschland auf ca. 20.000 Fälle pro Jahr geschätzt. Der schwarze Hautkrebs ist für die meisten Todesfälle von erkrankten Patienten in Deutschland verantwortlich.
TUMORVERHALTEN
Das maligne Melanom entsteht zu ca. 60% aus einem meist schon über Jahre bestehenden Muttermal (Nävuszellnävus) oder Leberfleck. Je nach Typ wachsen Melanome sehr schnell (Akrolentiginöses Melanom, ALM) oder sehr langsam über 10 – 15 Jahre (Lentigo-maligna-Melanom, LMM) bis das prognostisch ungünstige vertikale Wachstum einsetzt. Aufgrund der Gefährlichkeit des Tumors gehört jeder Verdacht sofort abgeklärt.
Folgende Typen werden unterschieden
- Superfiziell spreitendes Melanom, SSM (Häufigkeit ca. 60%)
- Noduläres malignes Melanom, NMM (Häufigkeit ca. 20%)
- Lentigo-maligna-Melanom, LMM (Häufigkeit ca. 10 %)
- Akrolentiginöses Melanom, ALM (Häufigkeit ca. 5%)
- Nicht klassifizierbares Melanom, UCM (Häufigkeit ca. 5%)
Maligne Melanome sind aggressiv und bilden sehr schnell Ableger (Metastasen). Davon ausgenommen ist die Sonderform der Lentigo maligna. Die Prognose ist schlecht, wenn der Tumor metastasiert (Stadium IV) hat. Die Prognose hängt v.a. von der vertikalen Tumordicke (Einteilung nach Breslow), dem Invasionslevel (Einteilung nach Clark) und dem Vorhandensein einer Ulzeration des Primärtumors ab.
Grundsätzlich ist zu beachten, dass die obengenannten statistischen Durchschnittsdaten die Stadieneinteilung nicht berücksichtigen und auf den Einzelfall nicht zutreffen müssen. Durch die rasante Entwicklung in der Onkologie mit immer effektiveren Chemo- aber auch Immuntherapien dürfte sich die aktuelle Prognose tatsächlich aber schon deutlich verbessert haben.
INDIKATION UND BESTRAHLUNG
Das maligne Melanom ist strahlensensibel. Allerdings sollte nur beim älteren Patienten mit ausgedehntem Lentigo-Maligna-Melanom eine alleinige Strahlentherapie erwogen werden. Die kosmetischen Ergebnisse sind sehr gut. In der Regel kommt es zu keiner Narbenbildung.
Von interdisziplinären Expertengruppen werden Leitlinien für die Bestrahlung erarbeitet. Diese berücksichtigen den aktuellen Wissensstand („state of the art“) und werden laufend überarbeitet.
Indikationen zur Strahlentherapie des Primärtumors
- Lentigo-maligna-Melanom bei primärer Inoperabilität aufgrund von Ausdehnung und/oder Lage mit dem Ziel einer lokalen Tumorkontrolle
- Inkomplette chirurgische Entfernung (R1, R2), wenn eine Nachresektion nicht möglich ist mit dem Ziel einer lokalen Tumorkontrolle
- Bei der Sonderform des desmoplastischen Melanoms und einem nicht ausreichenden Sicherheitsabstand von < 1 cm bei technisch nicht möglicher Nachresektion mit dem Ziel einer lokalen Tumorkontrolle
Stets sollte bei nicht vollständiger Resektion des Primärtumors (R1- oder R2-Resektion) oder beim Nachweis von Metastasen das weitere Vorgehen in einer interdisziplinären Konferenz im Hauttumorzentrum besprochen werden. Patienten, die noch keinen Beschluss einer Tumorkonferenz haben, werden durch die Strahlentherapeuten des Zentrums für Radio- Strahlentherapie vorgestellt.
Quelle http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/032-024OL.html